Prophetical events found in the Bible and in events of today (in German)

6. Oktober 2003

 

Das ungeteilte Herz erwartet Gott von den Seinen für sich. Die Halbheit des Herzens führt zur Spaltung des Denkens. Es wird selektiv wahrgenommen und tendenziös nach Art der Kinder dieser Welt geurteilt.

Aus "weltlichen" Prüfungserlebnissen weiß ich, wenn ich Wesentliches nur halb lernte (und erhoffte, daß es ausreicht), wußte ich - wenn es darauf ankam - praktisch gar nichts. Das wurde mir zur Warnung, in meinem Entschluß zur Umkehr (neues Denken) nicht halbherzig zu sein, nicht selbst schon die Spaltung des Denkens und Tuns in Gang zu bringen. Gerade wenn neuer Lernstoff zu bewältigen war (oder neue "Ordnungen" [Systematik]), war Entschlossenheit notwendig, das Bisherige vom Aktuellen zu trennen. Es durfte das früher Gelernte nicht dem neuen Lernen in die Quere kommen. Das alles ist für mich ein Gleichnis für die Wichtigkeit des Horchens auf Gottes jetzige vorrangige Absicht.

In einem Brief vom 29.10.2000 hielt ich fest, welches Gleichnis der jüdische TV-Moderator Michel Friedman am Abend zuvor zum Besten gab. Er malte aus, was ich kurz so sagte: Ein Rabbi flüchtet von einer Etage zur anderen (nächsthöheren), als die Fluten immer höher sein Haus umspülen. Dreimal kommen Leute im Boot vorüber und mahnen: "Komm Rabbi, du ertrinkst sonst." Dreimal lehnt der Lehrer ab und beruft sich auf Gottes Hilfe. Als dann das Wasser bis an die Kehle kam, rief der Lehrer noch einmal nach Gott, und dieser gibt ihm folgende Antwort: "Dreimal schickte ich dir Hilfe, du aber hast dich nicht entschieden."

Ich erinnere an das Gleichnis Jesu vom reichen Kornbauer, als dieser in großer Pein seine Brüder gewarnt haben will "damit sie nicht an diesen Ort der Qual kommen". Und der reiche Bauer erhält die Antwort: Sie haben Mose und die Propheten, mögen sie die hören. Nun sagt der Bauer: Nein, wenn jemand von den Toten zu ihnen geht, werden sie umkehren. Und der Bauer bekommt die Antwort: Wenn sie Mose und die Propheten nicht hören (sie sprachen vom kommenden Retter), so werden sie auch nicht hören, wenn jemand aus den Toten aufersteht.

Jesus sagt an anderer Stelle: Wenn ihr auf Mose hören würdet, würdet ihr auf mich hören.

8. Oktober 2003

2Chronik 36,11 "Einundzwanzig Jahre alt war Zedekia, als er König wurde... Und er tat, was böse war in den Augen des Herrn, seines Gottes... Auch alle Obersten der Priester und das Volk häuften Untreue auf Untreue... Und der Herr... ließ immer wieder gegen sie reden durch seine Boten, denn er hatte Mitleid mit seinem Volk und seiner Wohnung. Aber sie verhöhnten die Boten Gottes und verachteten seine Worte und verspotteten seine Propheten, bis der Zorn des Herrn gegen sein Volk stieg, daß es keine Heilung mehr gab. Und er ließ den König der Chaldäer gegen sie heraufkommen... Alle gab er in seine Hand."

9. Oktober 2003

Durch das Durchsehen eines Briefs vom Oktober 2000 wurde ich an eine der vielen Variationen des Auflebens biblischer Ereignisse erinnert. Es war in den Tagen des Mai 1995, als die Fünfzigjahrfeier der Kapitulation des Hitler-Reiches gefeiert wurde. Ich aktualisierte den Aufruhr Korachs und seiner Sippe (4Mose 16). Ich schrieb: Wer gar so einfach das "allgemeine Priestertum" von Taufscheinchristen fordert und Menschen dazu verführt, vermessen von Rechten auszugehen, die nur ein wahrer Schüler Gottes erhält, vergreift sich genauso an Gott wie ein "Geweihter", der aufgrund seiner religiösen Obrigkeits- (Menschen-) Hörigkeit von Rechten ausgeht, die nun mal nur ein wirklich zuerst und zuletzt auf Gott selbst setzender Lernender von Gott erhält. Sowohl der vermessene Institutions- Anspruch wie der "Wir sind das Volk-"(Wir sind die Kirche-) Anspruch kommt Korachs Aufruhr nahe. Der sagte zu den von Gott Auserwählten und Berufenen: "Genug mit euch! Denn die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig, und der Herr ist in ihrer Mitte... ." Gott gibt über sein Sprachrohr Mose seine Antwort: "Darum seid ihr es, die sich zusammenrotten , du und deine ganze Rotte, gegen den Herrn! Man kann über die ganze Heilsgeschichte die Überschrift setzen: Christus, der Hohepriester, ist der einzige Retter der Menschen aus der Macht des Vaters der Lüge, des Mörders von Anbeginn. Ich schrieb damals (Mai 1995) von Korachs Aufruhr, ohne an die geschichtliche Situation zu denken. Es gab aber damals kurz nach Wegsenden meines Briefs (und zweier Durchschläge) zum Geschehen um Korach und zur damaligen Feierstimmung ein passendes, zeichenhaftes Warngeschehen. Es war das furchtbare Grubenunglück (Goldbergwerk Südafrika), als ein ganzer Förderkorb voller Menschen in unerhörte Tiefe stürzte. Ich betone, was ich bereits mehrfach sagte, Jesus ließ keinen Zweifel darüber aufkommen, daß Greuel und Katastrophen Warnsignale sind ("Wenn ihr euch nicht ändert, kommt ihr genauso um.") und es kann gespürt werden, die Warnung betrifft nicht nur das Leben im Hier und Jetzt. Jesus erlaubte es den Seinen nicht, sich mit Schuldzuweisungen an die Opfer der zeichenhaften Geschehnisse zu befassen. Er wollte, daß jeder fällige Umkehr in Angriff nimmt. Ich lernte: Man muß sich keineswegs mit Schuldgefühlen zerfleischen, wenn man redlich und konsequent am guten Willen arbeitet, das, was gerade an Umkehr ansteht, auch mit allen Kräften anzupacken. Umkehr beinhaltet auch neues Denken und Ablegen von Verbrauchtem.

Ich versuche nun an einem konkreten Beispiel gleichnishaft Anforderungen an neues Denken darzustellen: Meine erste Nähmaschine war eine Singer-Schrankmaschine. Ich kam nicht besonders gut mit ihr zurecht und überdies kam dann die Zeit meines Studiums. Ich wußte, daß ich ein gewisses Geschick im Verändern von Kleidern hatte. Ich sparte Geld und Zeit, wenn ich aus Vorhandenem Neues machte oder beim Einkaufen langes Suchen ersparte, weil ich geeignete Angebote auf meine Maße umändern konnte. Weil die Schrankmaschine noch neu war, gelang ein preiswürdiger Umtausch. Ich hatte nun eine Pfaff-Automatik Koffermaschine. Mir war nicht recht, daß der Pfaff-Vertreter meinen Vater überredete, eine teure Maschine mit allen Schikanen zu kaufen. Ich wußte, für solche besonderen Näh- und Verzierungsmöglichkeiten werde ich kaum Zeit und Interesse haben. Ich hätte gerne eine einfache Maschine mit Zick-Zack-Stichen gehabt. Ich wußte, daß sie robuster und vor allem billiger waren. Mein Vater fragte aber nicht nach meinen Vorstellungen, so kam es zu dem merkwürdig gleichnishaften Namen: "Pfaff- Automatik". Ich bin so frei und füge gleich eine Deutung an: Die Singer-Nähmaschine kam - wenn ich mich nicht irre - aus einer ehemals jüdischen Firma. Als ich kürzlich im Fernsehen sah, wie eine "richtig jüdische" Hochzeit vorbereitet wurde, konnte ich die Sorge einer beteiligten Hausfrau verstehen, all die Auflagen und Besorgungen nicht zu schaffen. Ich dachte an meine Singer-Nähmaschine (ein Bild für das Judentum), sie war zu umständlich für mich und meinen Lebensweg. Ich vergaß aber den "Zufall" nicht, daß ich in meinem Arbeitsleben viele, viele Stunden mit einer Frau zusammenarbeitete, von der ich erfuhr, ihr Mädchenname war "Singer". Es war eine gelungene Zusammenarbeit. Gerne denke ich an diese Zeit.

Die Symbolik "Pfaff-Automatik" mit allen Schikanen, das trifft zu für lange Strecken meines Lebensweges. Auch das stimmt, daß mir diese Automatik "von den Vätern" aufgezwungen wurde. Als ich etwa vor gut zwei Wochen in einem religiösen Radiovortrag die Aussage hörte, daß die Beichte an sich zu wenig sei, der Mensch müsse auch die Reue und Vergebung in seinem Leben umsetzen, da war etwas von dem Problem (von der Versuchung) der "Pfaff-Automatik" angesprochen (ganz abgesehen davon, daß Jesus niemals die Sündenvergebung zum Vorrecht von Pfarrern erklärte; er machte seinen Jüngern dieses (gegenseitige) Angebot).

Ich nenne ein anderes Beispiel der "Pfaff-Automatik": Ich sah in dem großen Unglück des Schiffs Estonia ein warnendes Zeichen für seelenlose religiöse Vollzüge. Ich hörte damals sofort die Warnung hindurch: Ihr eßt ohne Ja zu Gottes aktueller Absicht zu sagen, die Pfaff-Automatik greift um sich, genauso, wie die Väter es für Gott und Mensch vorgesehen haben. Alles wird so korrekt befolgt, so ähnlich, wie ich es im Fernsehen bei den Vorbereitungen der jüdischen Hochzeit sah. Ich arbeitete im übertragenen Sinn viele Jahre mit der Pfaff-Automatik-Maschine. Ich muß ein zeichenhaftes Geschehen in meiner Kindheit nennen. Nicht lange vor dem frühen Tod meiner Mutter hatte ich das einzige wirklich ungewöhnliche Erlebnis meiner Kindheit und Jugend. Alle anderen auffallenden Erlebnisse hatten für mich erklärliche Ursachen. Bei diesem Erlebnis spielte die Pfaff-Nähmaschine meiner Mutter eine Rolle. Es war eine Tretmaschine . Ich stelle das deswegen heraus, um das Bedrohliche des "Auf der Stelle treten" der Pfaff-Maschinerie beim Namen zu nennen. Meine Pfaff-Automatik hatte nach vielen Jahren eines Tages einen so gravierenden Motorschaden, daß mir die Pfaff-Vertretung mitteilte, eine Reparatur lohne sich nicht mehr. Ich werde den Tag nicht vergessen, als wir die Maschine zur (vermeintlichen) Reparatur zur Pfaff-Niederlassung am Neupfarrplatz in Regensburg brachten. Gerade als wir sie abgeliefert hatten, brach ein Sturm los, wie ich ihn bewußt draußen so noch nicht miterlebt hatte. Als wir in der Nähe der Galgenbergbrücke waren, war der Sturm so heftig, daß ich zu meinem Mann sagte: "Wäre es nicht besser, mit dem Auto stehenzubleiben?" Am nächsten Tag lasen wir in der Zeitung, daß sich ein Teil des Blechdaches vom Autohaus Hartl (direkt vor der Galgenbergbrücke) verselbständigt hatte. Als wir zu hause waren, sagte unsere Tochter einen merkwürdigen Satz. Sie sah den Sturm wüten und dachte: "Für so einen Sturm sind die Häuser nicht gebaut." Ich sehe darin einen Hinweis: Wer denkt, mit der Pfaff-Automatik die mehrfach in der Schrift vorausgesagte große Versuchung der Abschluß-Auseinandersetzung bestehen zu können, bedenke diesen Satz unserer Tochter. Bereits im Alten Testament benennt Gott seine ganze Verachtung für die angelernte Religiosität. Es wird kein Mensch ohne neues ureigenstes Denken in Gottes Königtum kommen. Gott gab mir mehrfach in meinem Leben Warnsignale. Und ich wußte, daß ich neu denken mußte, wenn Gott nicht Grund haben soll, an meinem guten Willen zu zweifeln.

Ich muß nun mein Nähmaschinengleichnis weiterbringen: Wir kauften bei Quelle ein Modell mit dem Namen "Privileg". Ich hatte wenig Geduld zur Einarbeitung, es gab Schwierigkeiten. Als ich dann in einer Singer-Niederlassung ein altes, gebrauchtes, sehr einfaches und preisgünstiges Modell von Quelle sah (Modellbezeichnung "Ideal"), erinnerte ich mich an meinen früheren Wunsch nach einer einfachen robusten Maschine. Wir kauften sie und sie hielt, was sie versprach. Immer wieder fragte ich mich, was in der Kette von Nähmaschinen der Name "Ideal" heißt. Als ich einmal bei einem Fachmann für Nähmaschinen vom guten Erfolg dieses Kaufs sprach, sagte er, daß diese massiven (schweren) Maschinen gar nicht mehr zu bezahlen wären (so sehr schätzte er sie). Ich dachte immer wiedereinmal an diese Worte und ich fragte mich, ob der Name "Ideal" damit zu tun hat. Sinngemäß: Kein Mensch kann die Kraft aufbringen, ein idealer Mensch zu sein. Ich wußte, wenn es mit dieser Maschine zu Ende geht, gibt es keine Ersatzteile mehr. So kam es dann auch. Ich erfuhr dann auch, wie nahe die Machine daran war, mir einen empfindlichen Stromschlag zu verpassen. Ich hatte in den Jahren, als ich die Maschine sehr nützlich fand, schon lange aufgegeben, großen Idealen nachzustreben. Ich verband den Namen "Ideal" mit "ideal einfach" (nützlich). Als ich dann erfuhr, wie gefährlich diese Maschine inzwischen geworden war, dachte ich an das, was ich sonst vom Ideal wußte: Eine Weile sind im Laufe des Lebens Ideale dienlich. Wenn man sich aber in fälligen Zeiten nicht von den Idealen löst (weil Wichtigeres auf dem Spiel steht, nämlich der Gehorsam für das von Gott Aufgetragene), dann wird giftiger Idealismus daraus, das ist im Grunde eine getarnte Auflehnung gegenüber Gott.

Wenn ich nun in meinem Alter diese Aufmerksamkeit auf so etwas Banales wie die Marken und Namen von meinen Nähmaschinen verwende, dann hat das gewiß auch mit dem Erlebnis in meiner Kindheit zu tun. Ich fragte mich in meinen älteren Jahren immer wiedereinmal, warum in diesem für mich einschneidenden Kindheitserlebnis die Pfaff-Nähmaschine eine Rolle spielte. Obwohl ich damals nur einem Menschen davon erzählte, beschäftigte ich mich in der dann früh ausklingenden Kindheit und bis ins Alter von etwa 18 Jahren sehr damit. Dann war das Erlebnis in mir scheinbar wie weggewischt, bis ich im Alter von 40 Jahren durch ein sehr kurzes Erlebnis daran erinnert wurde und mit meinem Mann darüber sprach. Er war also der zweite Gesprächspartner für dieses Erlebnis. Erst zu dieser Zeit begriff ich Zusammenhänge mit der Vision des Daniel und des Johannes.

Ich werde jetzt die Fortsetzung dieser Nähmaschinen-Gleichnisse soweit mitteilen, wie mir das jetzt möglich ist: Nachdem wir die Maschine mit der Bezeichnung Ideal zum Recyclinghof gebracht hatten, holte ich die vor Jahren gekaufte, noch sehr wenig gebrauchte Quelle-Nähmaschine mit der Bezeichnung Privileg aus der Versenkung. Und nun wunderte ich mich, was ich damals an der Maschine auszusetzen hatte, obwohl ich weiß, die Handhabung ist nicht ganz so einfach wie bei der ideal einfachen Maschine. Jetzt nutze ich dafür aber den Extrakomfort in Maßen. Ich fragte vorhin meinen Mann, was er mit dem Namen "Privileg" verbindet. Er sprach vom Vorrecht, das auf gesetzlicher Basis beruht und das entweder erworben oder geschenkt wurde. Er wußte nicht, in welchem Zusammenhang ich fragte. Und ich dachte: Ja, wenn es einem Menschen gegönnt ist und er selbst mitmacht, dann hat er die von Christus erworbenen Vorrechte, selbst dann sind sie schon da, wenn er sie nicht gleich nutzt, sondern den rechten Zeitpunkt dafür abwartet. Wenn der Zeitpunkt dafür aber da ist, und man klebt an Idealen, dann wird es früher oder später zu bedrohlichen Kurzschlüssen kommen. Wenn aber der rechte Zeitpunkt erfaßt wird, wird ein Privileg nicht dort benutzt, wo andere allgemeine Gesetzlichkeiten hinreichend dienlich sind. Wer aber dort, wo Privilegien (Talente) anvertraut sind, diese vergräbt um stattdessen mit Falschgeld oder mit Geraubtem Geschäfte zu machen, der höre sich das Ende des Gleichnisses an, das Jesus über anvertrautes Geld (Talente) mitteilte. Da ist nichts vom allzeit nachsichtigen Hausherrn herauszuhören: "Werft den nichtsnutzigen Diener hinaus in die äußerste Finsternis! Dort wird er heulen und mit den Zähnen knirschen" (Mt 25,30).

Die eigenmächtige Gruppe um Korach wurde zeichenhaft von der Erde (Mutter Erde?) verschlungen, und sie fuhren lebendig in den Scheol (in die Unterwelt). Eigenmächtigkeit ist das Gegenteil von Gehorsam. Eigenmächtig ist der, der sich Rechte anmaßt (oder sich solche angemaßten Rechte zuschieben läßt). Eigenmächtig ist aber auch der, der anvertraute Vorrechte veruntreut.

10.Oktober 2003

Am späten Abend hörte ich gestern im SW-Fernsehen in der Sendung "Leute heute" den Altabt Odilo Lechner vom klösterlichen Ideal sprechen. Sein Gesprächspartner faßte seine Aussage zu seiner Berufung so zusammen: Es gab also kein Aha-Erlebnis, in dem Gott den Weg gezeigt hätte. Schneller als man denkt klingt durch: Gott selbst kann einem gar nicht den Weg zeigen, man folge also lieber alten Meisterregeln und ihren Idealen. Gerne geben sich Christen als "Leute von heute" aus. Und wenn vom klösterlichen Ideal Gehorsam die Rede ist, lächelt der Altabt verschmitzt und gibt zu bedenken, daß er ja schon früh Abt war und damit zu befehlen hatte. Er sprach dann schon auch vom Gehorsam vor Gott. Und da stieß mir ein früheres Erlebnis auf, in dem dieser Abt eine Rolle spielte: Er war maßgeblich an einer Kirchenfunk-Fernsehsendung beteiligt: Eine kleine Runde diskutierte über die Rolle der Frau. Eine Weltbild - Journalistin sagte unwidersprochen: "Ich weiß gar nicht, was Frauen gegen das Kinderkriegen haben, auf diese Weise können wir doch so schöpferisch sein wie Gott." Ich hing zu der Zeit nicht mehr an Idealen, vielleicht war ich deswegen fähig, das alarmierend Freche dieser Aussage zu erfassen. Deswegen schrieb ich diesem Abt einen Brief. Und ich legte tagebuchartig Aufgeschriebenes bei.

Ich weiß noch Einzelheiten meiner Aufzeichnungen, die z. B. von Träumen berichteten, die rückblickend reale Erlebnisse in Bilder brachten und dann beim Lesen prophetischer Texte der Bibel wirklich Aha-Erlebnisse (Wiedererkennen!) auslösten. Er schickte mir das Handgeschriebene zurück, er schrieb reichlich glättende Worte zu der Aussage der Journalistin und er riet mir, vielleicht für meine beiden Kinder in kürzerer Form solche Tagebuchaufzeichnungen zu machen. Auf diese Antwort hin tat ich etwas, was ich zuvor und danach nicht mehr getan habe, nämlich eine so bedeutende Persönlichkeit der Kirche per Telefon anzurufen. Ich versuchte, das Schlimme der Aussage dieser Journalistin auszudrücken. Was ich auch sagte, es glitt ab. Über das Telefon hörte ich Geräusche, die anzeigten, er erledigt während des Gesprächs irgendwelche Post. Ich gab es schließlich auf, weiter zu argumentieren. Da setzte er tatsächlich an, das Gespräch mit einem abtlichen Segen über das Telefon abzuschließen. Daraufhin gelang es mir, das Gespräch zu beenden. Ich sagte: "Ich danke Ihnen, es war sehr glatt."

Wochen später gab es in der gleichen Kirchenfunksendung die Darstellung des Dialogs , der Beziehung (der sehr gepriesenen Bekehrung eines Weltmenschen durch den Abt) zwischen dem Abt und dem Bruder der Schauspielerin Christine Kaufmann. Der Abt half ihm bei seinem Bildband mit religiösen Naturphotos. Es war die Darstellung einer Männerfreundschaft. Der Zögling lobte seinen Meister, daß er auch ganz schön konsequent sein könne. Wörtlich sagte er: "Wie ein richtiger Manager". Kurzzeitig kam ein mir bekanntes Gesicht zu Wort. Es ging um den Ortsgeistlichen (wenn ich mich nicht irre von Agataried), der den Jungstar kirchlich traute. Es war der Pfarrer, der in den drei Jahren, in denen ich in einer weiterführenden Schule in Miesbach war, Religionsunterricht gab. Am anderen Tag erfuhr ich durch die Zeitung, daß die Münchner wohl wenig Zeit hatten, ihren Abt zu bewundern. Auf die Minute genau mit dem Beginn der Fernsehsendung über den Abt von St. Bonifaz setzte der große Münchner Hagel ein. Der Abt ist ganz richtig "Leute von heute", ihm fällt da genausowenig was auf, wie ihm von der Weltbild-Journalistin höchstens formal ein bißchen was auffiel. Später sah ich dann im Wartezimmer eines Kieferothopäden in einem Weltbild erneut große Reklame für die religiös gefärbte Männerfreundschaft und für einen Bildband des Kaufmann-Bruders. Was gibt es da noch zu sagen?

Vielleicht dies: Zur Zeit ist ein Buch von mir (eine Vorab-Version, weil die Herstellung noch nicht abgeschlossen ist) auf der Frankfurter Buchmesse ausgestellt (Sieglinde Jehle "Vom verdorbenen und vom guten Sauerteig", Cornelia Goethe Literaturverlag).

Jetzt muß ich doch kurz vom Anfang der Entstehung des Buches berichten: Im vergangenen Frühjahr machte der Bund Deutscher Schriftsteller mir das Angebot, ein (Teil-) Manuskript (bis 40 Seiten) ohne Nennung des Autors auf der Leipziger Buchmesse auszustellen. Der erste Verlag, der sich meldete, war der Cornelia Goethe Literaturverlag. Auf dem Briefkuvert sah ich zuerst nur den Namen Goethe-Literaturverlag. Ich lachte und sagte: "Vom Goethe hat mich eigentlich nur eine Sache wirklich interessiert: Ich las einmal als Kind in einem Sternsingerheft, daß Goethe als Kind im Speicher seines Frankfurter Elternhauses zusammen mit seiner Schwester mit Marionetten Puppentheater spielte." Als ich das gesagt hatte, las mein Mann mir aus der Information vor: "Cornelia Goethe ist die früh verstorbene Schwester des Dichterfürsten."

Eben berichtet mein Mann, daß im Radio die Meldung kam, auf der Frankfurter Buchmesse sei das neue Buch eines amerikanischen Erfolgsautors vorgestellt worden (Krakauer, Thema Fanatismus in den Religionen). Dieser Autor bringt Beispiele (aus allen Religionen), die belegen sollen, wie schlimm es sei, wenn Menschen denken, Gott habe sie beauftragt.

Es ist schon merkwürdig, wie oft ich zu "Leute-heute-Meinungen" völlig ohne Absicht mein "Ja, aber" beitragen darf. Ich weiß, daß der religiöse Fanatismus auch dazu führen soll, daß man wirklich unmittelbare (persönliche) Begegnung mit Gott nicht nur nicht sucht, sondern sich auch noch dagegen versperrt. Wer traut sich laut zu Gottes Anspruch zu bekennen, daß er aus ganzem Herzen und mit allen Kräften gesucht und geliebt werden will. Ich hörte kürzlich, wie ein Mann sich im Fernsehen vorstellte und dabei herausstellte, daß auch religiös alles o.k. sei, daß er also nicht religiös sei.

In meinem Buch betone ich immer wieder die Wichtigkeit der Forderung Jesu, wachsam und nüchtern zu sein. Und ich teile mit, wie sehr mir das horchende Lesen der Schrift half beim Unterscheiden, damit ich nicht religiösem Blendwerk auf den Leim gehe. Zu diesem Blendwerk zähle ich aber auch die ach so anerkannte und institutionell abgesicherte "Pfaff-Automatik" mit der der lebendige Gott mundtot gemacht werden soll und die alte Väterhörigkeit fortgepflanzt wird. Warum gibt es in der Kirche so wenig Hilfe für das Unterscheiden und für nüchterne Wachsamkeit? Man fürchtet um angemaßte Privilegien.


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