Leben mit Gott - Briefe zum christlichen Glauben

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27. November 2006

Jesus betont , daß niemand in das Königtum Gottes gelangen kann, wenn man nicht zuerst vor Gott wie ein Kind steht. "Wie ein Kind sein", d.h.nicht, Gott zu unterstellen, er wolle, unmündige, unselbständige, zurückgebliebene und kindische erwachsene Menschen. Auch der von religiösen Führergestalten geforderte Mensch zu Mensch unbedingte Gehorsam ist alles andere als der von Gott erhoffte kindliche Gehorsam.

Vor mir habe ich einen Internetbrief vom 1.8.99. Aus irgend einem Grund schlug ich damals im Lexikon "ottonische" Epoche nach. Meinen damaligen Gedankengang formulierte ich folgendermaßen: Der "ottonische Mensch" setzt zuerst auf den Kaiser und der gründet seine Macht auf kirchliche Fürsten. Das war keine günstige Voraussetzung für die Entfaltung eines erwachsen werdenden Glaubens. Aber auch das Stehen vor Gott wie ein Kind wird in einem solchen politischen System dem einzelnen schwer gemacht.

 

29. November 2006

Eben hörte ich, wie ein Theologe wohlwollend die Aussage des Paulus, Jesu Sterben am Kreuz und seine Auferstehung habe das Gesetz aufgehoben, erklärte und bestätigte. Er sagte, Paulus sei vom AT ausgegangen, da hieß es: "Wer am Holz des Kreuzes stirbt, ist verflucht. Jesu Auferstehung belegt das Gegenteil von diesem Fluch, damit ist das Gesetz aufgehoben.

Für mich gilt: Jesus hat kein Jota des Gesetzes aufgehoben, selbst wenn Paulus 1000 Gründe dafür darlegen würde. Wer sich auf die Schrift beruft, muß redlich horchen, was Gott meint, geschieht, sonst geschieht frevelhafter Mißbrauch von Gottes Wort. Ein Höhepunkt solchen Mißbrauchs ist, das Bestehen auf Jesu Todesurteil "Kreuzestod", um so zu "beweisen": Jesus kann nicht der Messias sein.

Schon im AT hat Gott niemals einen solchen Mißbrauch bestätigt. Er drückte auch aus: nur frevelhafte Verbrecher sollen diese Strafe erfahren. Hütet euch vor der Zuspitzung der Bosheit. Gott ist doch gerecht!. (eben 13 Uhr 57) sagt jemand im BR (Fernsehen): "Man darf niemand auf einen Satz reduzieren".

Dort, wo Paulus offensichtlich sich irrt, muß das beim Namen genannt werden, sonst tut man gerade so, als sei Paulus der überlegenere Lehrer. Ja als sei er der Messias.

In einem Gastlehrstunde, die ein Christ, der früher Moslem war, im kath. Religionsunterricht einer Berufsschulklasse hielt, war auch ich noch Anhänger dieser Paulusmeinung. Es tut mir heute noch leid, was ich in dieser Schulklasse, sagte. Ich sagte, daß der Moslem sein Festhalten an seiner Gesetzesreligion aufgab, um Christ zu werden, Das Christentum sei keine Gesetzesreligion. Heute würde ich sagen: Jesus verabscheut eine Fixierung auf Gesetzesbuchstaben und doch sah er es als Lebensaufgabe an, das Gesetz und Gottes Erlösungsplan zu erfüllen. Man darf die Worte "Gehorsam vor Gott" nicht verkürzt sehen, denn auch gerade die aus fälligem Gehorsam angenommenen Wagnisse sind der von Gott erwartete Gehorsam, das kindliche Vertrauen vor Gott.

Rückblickend muß ich sagen: Es bildeten sich durch die Beichtpraxis ganz eigene Gesetzmäßigkeiten heraus: Ich erlebte Menschen, die sich "arglos wie unschuldige Kinder" bereicherten und andere ausnutzten. Sollten diese anderen nach einiger Zeit Belege für diese Diebstahlsart bringen, werden sie als habgierig hingestellt oder als Menschen, die unfähig seien zu verzeihen. Das kann alles auch ganz glatt ablaufen, denn siegessicher wird gesagt: Ich wußte damals nicht, daß das Sünde ist. Ja so lernte ich es auch im Religionsunterricht. Aber, niemand darf "mit Fleiß" diese kindliche Regel sorgfältig ins spätere Leben hinüber retten, um zum Beispiel "unrecht Gut" ohne Skrupel behalten zu können. Als ich einmal auf den Beichtkind-Trick hinwies und fragte, ob man solches auch vor Gott vertreten kann, da bekam ich die Antwort, ja man stelle sich auch vor Gott und sage, daß man für alle das Beste wollte. Aus dieser Antwort spürte ich den "kindlichen" (?) Willen heraus, Gott möge doch die untergeordnete Rolle neben den ihn vertretenden Beichtvater akzeptieren und beibehalten. Denn so kann man leichter mit den früher gelernten Regeln weiterleben.

Gestern hörte ich im Radio von dem Brauch, sich im Fachgeschäft beraten zu lassen, um dann das Objekt im Internet zu kaufen. Mir gefiel es, daß da das treffende Wort "Beratungs- Diebstahl" fiel. Das erinnerte mich an die oben genannten eleganten Formen des religiös verteidigten Diebstahls.

Es gibt Gottes Wort, das daran erinnert, Gott sorgte für zuverlässige Information: "Mensch, es ist dir gesagt, was gut ist... Leben oder Tod ist dir vorgelegt, Wähle!"

Der Mensch hat zwei Möglichkeiten: Ein gehorsames Leben oder ein aufrührerisches Leben zu führen. Entscheide dich! Unter Aufruhr kann sehr wohl auch eine Entscheidung für die Trägheit stecken. Es ist jedoch für eine gehorsame (frei gehorsame) Entscheidung hilfreich, ja notwendig, sehen zu wollen, daß Gott selbst dem Menschen die Ruhe gönnt, ja sie ihm gebietet. Es ist bei ungehorsamem Tun und Denken oft auch die Angst vor Menschenurteil treibend. Gerade aus letzterem Grund entwickelte sich im Lauf der 2000 Jahre Christenzeit regelrecht Allergie gegen Gottes Weisung. Diese wird innere Abwehr wird oft getarnt und verdrängt durch religiösen Aktivismus. Oft kommt es zu glatten Lehren und das Eigentliche wird abgewürgt.

 

12. Dezember 2006

In einem Internetbrief vom 2.8.99 versuchte ich den Wert des klärenden Wortes deutlich zu machen. Dabei ging ich von einem Gespräch mit meinem Mann aus. Es ging um den Jahrestag unseres Weggehens aus dem Elternhaus. Meinem Mann passierte dabei zunächst ein Versehen. Er nannte ein Datum aus der Zeit als ich ihn schon kannte und er sagte: Das war der Tag, an dem ich aus Waltrop wegging. Ich berichtigte ihn, indem ich sagte: "Aus München" Er lachte und sagte: Wieso sagte ich "Waltrop" Es war schnell klar: früheres Erleben spielte ihm diesen Streich. Das genannte Datum zeigte: er meinte das Weggehen aus seiner Familie in München, in Worten hatte er aber das Großelternhaus in Waltrop gemeint. Da wuchs er auf und erst nach dem Tod seiner Großmutter kam er zu Vater und Mutter und zu seinen zwei Schwestern in München. Mit meinen Worten mußte ich meinen Mann auf seinen Versprecher aufmerksam machen.

Das Gespräch geschah als mein Mann einen neuen Schrank nach einer gezeichneten Vorlage aufbaute. Mein Mann sagte: Wir wären mit dem Aufbau des Schrankes schneller fertig geworden, wenn die Anleitung nicht nur durch Zeichnungen (Bildnisse) gemacht wurden, sondern auch Worte dabei gewesen wären

Langer Rede kurzer Sinn: Wenn wir dem Eigentlichen wirklich näher kommen wollen, brauchen wir das klärende Wort. Wenn die Bibel aber gelesen wird, wie ein Nachschlagewerk oder wie ein Wahrsagebuch, dann ist auch das Wort den Aussagen einer Sphinx ähnlich.

Wenn wir dem Eigentlichen näher kommen wollen, brauchen wir für das klärende Wort lebendige Offenheit für Gottes Signale. Jesus sagt: Ihr könnt die Signale für Wettervoraussage deuten, warum findet ihr nicht selbst das Urteil (im Erfassen und rechtem Deuten von Gottes Signalen).

Es gibt eine schleichende Christusverfolgung. Das ist das versteckte Ignorieren, bzw. das heimliche Bagatellisieren und Lächerlichmachen der Signale von Gott. Es muß auch von Verfolgung geredet werden, wenn die Signale des Bösen religiös getarnt nicht selten von sogenannten Eliten Ehre und Anerkennung erhalten. Ich nenne da als Beispiel die Anrufung des Kosmos und das Bestaunen der Erhörungen dieser Gebete.

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30. Januar 2006

Eben sah ich im Fernsehen die Leiche von Sadam Hussein. Jetzt habe ich einen handgeschriebenen Internetbrief aus dem Jahr 1999 (5.11.99) auf dem Bildschirm. Damals beschrieb ich ein reales Erlebnis beim Einkaufen. Ein Ausländer beschwerte sich aufgeregt so: "Ich ein sowietischer Mensch ließ mir vor einer Stunde einen Anzug (Sportanzug) zurückhängen." Er zeigte auf eine Kleiderstange, an der noch andere zurück gelegte Teile hingen. "Und jetzt ist der Anzug weg". Ich wunderte mich, daß er jetzt noch besondere Aufmerksamkeit von der Betonung des "sowietischen Menschen" erhoffte. Es gab schon geraume Zeit keine Sowjetunion mehr.

Ich schrieb damals : Jeder, der dann, wenn die Zeit vorbei ist an seiner früheren Rolle (gesellschaftliche Stellung, Beruf- und Amtsrolle) klebt, wundere sich nicht, daß dann kein Mensch mehr die frühere Rolle ernst nimmt.

Und dann schrieb ich: "Es gibt aber Rollen, die zurückschlagen." Ich bin nicht froh über Sadams Hinrichtung. Aber, daß er zur Verantwortung gezogen wurde, das hilft Menschen begreifen, daß es Folgen haben wird, wenn Menschen ihre Rollen mißbrauchen.

Nun muß ich beschreiben, was mir beim Anblick der Leiche durch den Kopf ging: Wenn ich ein bisher unpolitischer Irakbürger wäre, jemand, der sich bisher sehr wenig mit der Person des ehemaligen Diktators beschäftigt hat, dann hätte möglicherweise der Anblick der Leiche eine Wende eingeleitet: Mir hätte wohl der durch Menschenhand umgebrachte Mensch sehr leid getan und erstmals hätte ich bloß wegen der natürlichen Regung Partei für den Ermordeten genommen.

Der Ruf nach mehr Eigenverantwortlichkeit steckt hinter mancher Reform. Das ist auch ein Zeichen für echte Umkehrbereitschaft vor Gott. Wenn der Mensch seiner Mündigkeit zustrebt, wenn er erwachsen werden will, dann ist es hilfreich, über Erlebtes nachzudenken. Als Kind will man "ganz wie andere auch" leben. Das Aufgehen in der Gemeinschaft gelingt leicht. Als ich chronologisch erwachsen wurde, gab es in der Kirche den Trend das Individualistische (Klartext: die Eigenständigkeit) als Egoismus hinzustellen. Ein Beispiel: der Satz "rette meine Seele" wurde von einem früheren Missionskreuz entfernt. Ich spürte, das Beten in einer Gemeinschaft ist für mich wesentlich leichter als das ""in Einsamkeit". Das ging soweit, daß ich einsehen mußte: Alleine kann ich gar nicht mehr beten. Das beunruhigte mich und ich sprach in einer Beichte darüber. Da wurde der kirchliche Trend nocheinmal bestärkt, ich wurde wegen meiner Gemeinschaftsfähigkeit sogar gelobt. Zum Glück bewahrte ich mir mein Unbehagen darüber. Besondere persönliche Nöte waren der wichtigste Anstoß, doch zum eigenständigen Beten zurückzufinden. In dieser Zeit gab es die Gefahr, den Wert des gemeinschaftlichen Gebetes gering zu achten. Aus diesem Extrem fand ich dann heraus, als es in kleineren Gemeinschaften gemeinsame Nöte gab. Später erinnerte ich mich daran, daß Jesus im Vaterunser das "uns" verwendete. Und doch zeigte Jesus wiederholt, daß er auch ganz persönlich mit "ich" vor den Vater kam, Zum Beispiel als er aus persönlicher Not sprach:"... nicht mein, sondern dein Wille geschehe."

 

31. Dezember 2006

Auf meinem Bildschirm habe ich eine Seite meines handgeschriebenen Internetbriefs vom 7.11.99. Ich zitiere: Man beschränkt sich wiedereinmal auf die frühere Zeit, um vor gar nichts (jetzt!) erschrecken zu müssen... Ich habe ernsthaftes Interesse an dem, was Gott in der Bibel meint und was er über aktuelles Leben aufleben läßt.

Mir (uns) half es sehr, zu erfassen, daß Jesus allen seinen Jüngern auftrug, einem bekennenden, reuigen Sünder, im Namen Gottes die Vergebung auszusprechen. Auch kleinere (anscheinend harmloseren) Verkehrtheiten kann ich rasch genug bereinigen. Es kommt zu einer gegenseitigen Offenheit, zu mehr Wahrheit.

Es ist ja gut, daß es das Amt des Geistlichen gibt, der zur besonderen Verschwiegenheit verpflichtet ist. Deswegen aber zu verschweigen oder gar zu leugnen, daß Jesus allen seinen Jüngern geboten hat, die Vergebung gültig auszusprechen, das ist mehr als mies, das hat mit sündiger Eigenmächtigkeit zu tun und mit Verfälschung der Nachricht Jesu.

Eine andere, aktuelle Verfälschung muß ich nennen: In den vergangenen Tagen kam eine evangelische Bischöfin vor großem Publikum (Rundfunk) zu Wort. Sie behauptete, die Hölle sei eine Erfindung des Mittelalters gewesen. Natürlich gab es gerade im Mittelalter die trügerische Instrumentalisierung der Hölle. Deswegen hat aber kein Mensch das Recht, Jesu klare Warnung vor endgültiger Verfehlung des Lebens als ein mittelalterliches Gerücht hinzustellen. Die Folgen solcher "Belehrungen" sind mir gerade in der vergangenen Woche in den Medien aufgefallen.

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