Leben mit Gott - Briefe zum christlichen Glauben

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9. Mai 2007

Heute Morgen hörte ich im Radio von der Papstreise nach Brasilien. Es hat wohl mit Fügung zu tun, daß ich jetzt nach einer längeren Schreibpause als erstes Dokument folgenden Briefinhalt eines Internetbriefs (30.9.99 Seite 4)) auf den Bildschirm bekam: "Hat der Papst das Recht, Gott bei Gewissensentscheiden zur Schwangerschaftsverhütungen vorzugreifen. ? Ist Gott manchmal gern geladener Gast und manchmal geduldeter Zaungast? Ist der "Heilige Vater" der Hausherr und auch der Hausherr der Leiber und Seelen der Menschen?"

Als ich einmal im Jahr 1983 oder 1984 in dieser Angelegenheit einen Leserbrief an die hiesige Tageszeitung schrieb und bei der Redaktion nachfragte, warum er nicht veröffentlicht wurde, sagte der zuständige Mann: "Briefe solchen Inhalts..." Dann stellte er fest, daß die Absenderin ja nicht im Raum Regensburg wohnt. Damals war ich Religionslehrerin in einer Regensburger Berufsschule. Ich sagte: Es kann doch Gründe geben, daß man sich hinter der Adresse befreundeter Gleichgesinnter versteckt, von ihnen die Unterschrift erhält. Prompt vermutete der Redakteur eine Verschwörung. Er sagte: "Ja da müssen wir doch mal sehen, was da dahintersteckt?"

Ein oder zwei Jahre später war der Mann Rentner. Es gibt unglaubliche Zufälle, hier sage ich "Fügungen" Der Redakteur a.D. tätigte einen Umzug und er hätte dadurch beste Gelegenheit gehabt, "mal nachzusehen, wer da dahintersteckt", wenn ich ihm gesagt hätte, daß ich einmal mit ihm telefonierte.

Was macht nun so ein Zeitungsmensch oder sonst ein Möchtegernfürst, der die Macht hat nach eigenem Befinden Stimmen und Meinungen eine Podium anzubieten und andere vom Tisch zu wischen, wenn sich zur rechten Zeit herausstellt, daß nicht wenige Stimmen verworfen wurden, weil der einzig wahre Hausherr "dahintersteckt"?

 

20. Mai 2007

Heute hörte ich zwei Predigten des Bayerischen Rundfunks zu. Zuerst sprach eine Frau über Gnade. Es wurde viel Richtiges gesagt, gerade auch das, was manche Parallele zur öffentlichen Diskussion um das Gnadengesuch eines Häftlings mit dem Glauben zu tun hat. Nun weiß ich nicht, ob ich gut genug zugehört habe. Ich hörte keine Silbe zur Hoffnung oder zur Erwartung, daß der um Gnade bittende Mensch nach Möglichkeit seine Verkehrtheit einsieht. Es wurde gesagt, daß Gott dem Menschen zuhört, wenn dieser ihm von seinem Leben erzählt. Es war halt eine schöne Trostpredigt ("alles wird gut, alles ist gut").

Nun glaube ich auch, daß Gott mir Verkehrtheiten verzeiht, die ich noch gar nicht als Verkehrtheiten einsah. Es ist mir aber Jesu Wort wichtig, daß alles, was ich als Schuld oder Sünde einsah, von mir bekannt (zugegeben) wird, schon von dem Menschen die "Lossprechung" erhalten darf, dem ich diese Schuld anvertraute.

Wie so oft erlebe ich in meinem zurückgezogenen Leben Erhellendes für das was "draußen" von den Dächern gerufen wird.: Wegen einer fiebrigen Erkältung entschloß ich mich heute, die Bettruhe noch etwas auszudehnen, obwohl kaum noch einmal eingeschlafen werden kann. Ich versuchte zu beten, ich dachte auch daran, daß so eine Erkältung schnell eine Lungenentzündung nach sich ziehen kann. Es fiel mir eine Verkehrtheit in meinem Leben ein, von der ich spüre, Gott hat sie mir schon vergeben. Ich dachte, daß ich es meinem Mann früher bereits bekannte, daß ich ihm aber doch noch einmal die ganze Tragweite sage, die ich früher noch nicht vollständig sagte. Das tat ich heute Morgen dann auch.

Die Predigerin schilderte das Bedrohliche der Darstellung dessen, was Jesus vom Jüngsten Gericht sagte. Sie verglich es mit den eigenen Beschuldigungen und Ängsten. Diese Darstellungen seien meist im Vorraum einer Kirche. Wenn man dann in den Kirchenraum kommt, kann das Erlösende, also die Begnadigung gespürt werden. Spontan dachte ich, die Frau hat Jesus von seiner ernsten Aussage zum Jüngsten Gericht "erlöst".

Die zweite Predigt glich die erste etwas aus. Es wurde die Predigt des Stephanus vor seinem Tod geschildert. Dieser nahm kein Blatt vor den Mund, er beschönigt nichts. Dieser Stephanus war kein zorniger Rächer. Er betete: "Herr rechne ihnen diese Sünde nicht an." Nach der glättenden Trost- und Schmusepredigt, tat diese stehengelassene Spanne richtig gut.

Nun versuche ich von einem Versöhnungsprozeß der letzten vier Wochen zu berichten: Obwohl ich nicht den Kontakt mit Verstorbenen suche, spürte ich, daß die frühere Vorwurfshaltung einer früheren Bezugsperson gegen mein "So und nicht anders –Sein" noch unheilvoll da ist. Meine mehrfachen Anläufe, Mißverständnisse noch vor seinem Tod auszuräumen, scheiterten. Es geschah sozusagen Ausschluß meiner Person aus seinem Gesichtskreis. Mein Wille, trotz allem zu verzeihen war ernst und doch spürte ich eine Art Mauer. Ohne seine Schuldfähigkeit in der Sache beurteilen zu wollen, war mir bewußt, daß es nicht wenige Menschen gab, die bei seiner Haltung mithalfen. Es tat mir leid, daß alles an ihm hängen sollte. Ich mühte mich anscheinend erfolglos ihn zu entlasten. Bewußt sage ich "anscheinend erfolglos", denn recht plötzlich merkte ich: Die alte gegenseitige Trennungsmauer ist vorbei. Das sagte ich in einem Brief weiter, obwohl ich noch keinen Beleg dafür vorlegen konnte. Nur wenige Tage später kam in mir eine reale Erinnerung aus meiner Kindheit in den Sinn. Das war ein Beleg für geglückte Beziehung in frühen Kindertagen. Daß es mir nach meinen Entlastungsmühen in den Sinn kam, ist für mich eine Bestätigung meiner Versöhnungshaltung und wohl auch gelungene Versöhnung.

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