Leben mit Gott - Briefe zum christlichen Glauben

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20. September 2008

Wenn ich das in den Medien sehe, was von den Kirchen "rüberkommt" (durchkommt), dann muß ich sagen: Meistens ist es eine unangreifbare redliche Frömmigkeit, es wird gespürt, daß oft hinter den Predigten viel Mühe um religiöse Gedankengänge steckt und daß die Zelebrierenden bei der Sache sind.

Warum beschleicht mich z. B. jetzt angesichts dessen, was von der Papstpilgerschaft aus Lourdes "rüberkam" ein ganz komisches Gefühl? Nicht einfach nur, weil der Papst die Hauptperson ist. Es ist mir auch sonst bei "rundum gelungenen" religiösen Veranstaltungen das schöne Spiel gerade nicht die Hauptsache.

Wer mir Neid unterstellt, soll es halt tun. Man sollte aber wissen, daß ich mit meiner Rolle zufrieden bin.

Nun zum neuerlichen Paradebeispiel: Der Papst als Pilger. Was ich jetzt dem Papst unterstelle, muß ich manchem anderen klugen religiösem (Vorsteller, dieses Wort habe ich rein irrtümlich getippt, ich wollte "Vorsteher" schreiben)Vorsteher unterstellen. Er weiß ganz genau um fragwürdige päpstliche Entscheide der zwei letzten Jahrhunderte. Aber, er legt sich tief im Unterbewußtsein einen Deal mit Gott zurecht: "Ich verdränge diese Fragen (in Wahrheit Hochbrisantes) und bin dafür ganz, ganz fromm und spirituell." Es ist ein einseitiger Deal, bei dem man hofft, Gott merkt die Feigheit nicht oder er übersieht sie, wegen der großen, übergroßen Liebe zu Gott und den Menschen. So hilft der ach so demütige Pilger mit, daß Menschen Gott und nicht wenige Menschen bevormunden.

Einst dachte ich, Weihnachten und Ostern, da strömen die Menschen zu recht zahlreicher als sonst in die Kirchen. Das sind einfach verstehbare Feste und die Jubellieder kann jeder ohne Falsch mitsingen. Und dann hörte ich Klagen über die Folgenlosigkeit (hier und jetzt) ich wußte auch, mit wieviel List, Signale und Belege, daß Jesus lebt unterschlagen oder totgeschwiegen werden. Von da an schien mir so manche Osterfeier schal und verlogen. Oder wie ein alter Brauch, der die Menschen auf das Sterben vorbereiten soll und im günstigsten Fall auf später vertröstet.

Wenn die Medien den Papst preisend von der großen Frömmigkeit sprechen, dann denke ich: Im Einzelfall will ich mir kein Urteil bilden, aber schlimme Entscheide (Verrat an Jesu Nachricht) wurden nun mal entscheidend von menschenhörigen Päpsten getätigtDie Einzelbeispiele ihres Neins zu Menschenwünschen können mich nicht übezeugen.

 

21. September 2008

Heute sah ich im Fernsehen ein Stück eines Interviews mit dem Fuldaer Bischof. Der Fragensteller war offensichtlich gut vorbereitet, er kannte interne Streitpunkte. Der Bischof schlug sich gut. Er wußte, welche Verbesserungen bereits in Gang gesetzt sind und wieder einmal hörte ich, welch kostbare Worte Papst Johannes Paul zur Würde der Frau geschrieben hat. Als der Papst noch lebte, hörte ich mehrfach, wie er von der" Würde der Frau" der Frau sprach. Ich kann nicht verhehlen, daß es irgendwann so weit war, daß diese Worte aus dem Mund des Papstes in mir eine Art Brechreiz auslösten. Zwei konkrete Beispiele hatte ich im Vatikan berichtet, in denen die Würde der Frau mit Füßen getreten wurde, Im einen Fall, weil der Ehemann sich anstecken ließ von den Würdegedanken des Papstes und weil der Mann die Vorstellungen seiner Frau über ihre eigene Würde einfach nicht gelten ließ. Daß der Mann dann wohl doch sehr erschrak, weil die Papstrechnung, wie verhütet werden kann, nicht stimmte, könnte der Grund für seinen tödlichen Herzinfarkt gewesen sein. So stand dann die Witwe mit der großen Kindrschar und einem weiteren Kind im Leib vor dem Grab ihres Mannes.

Der Bischof ließ heute in dieser Angelegenheit das Gewissen des einzelnen stehen. Er betonte aber, die vorausgehende Prüfung des Gewissens (müssten das Päpst das nicht auch tun?) Wenn nun ein Mann redlich sein Gewissen prüft, könnte er sich eingestehen müssen: Bei Stammtischreden gibt es gerade bei den kaltschnäuzigen Egoisten immer wieder einmal die betont stolze Ablehnung des Kondoms ("ich doch nicht."). Es folgt die weitere Überlegung: Wenn ich ehrlich bin, die kleine Mühe und Sorgfalt ist so etwas wie eine kleine "Beschneidung" des Begehrens. Bin ich das nicht aus Rücksicht meiner Frau schuldig?" Es geht ja nicht einfach nur um das Kondom. Alle sinnvollen Methoden (oder Methoden Kombinationen brauchen die genannte Mühe und Sorgfalt. Ist das verwerflich? Wenn Mann und Frau die vom Papst propagierte Methode sicher genug ist, dann wird ebenfalls Mühe und Sorgfalt gebraucht.

 

23. September 2008

Wenn ich jetzt an das gestrige Stück Interview des Fuldaer Bischofs zurückdenke, dann erinnere ich mich an den Eindruck "ein kompetenter Mann, allen knifflichen Fragen über Dinge, die stark nach Internas riechen, setzte er sein Vorbereitetsein entgegen, Diese Leute sind richtige Manager (global Player) der großen Anzahl von schönen und wohl auch guten Plänen. Angesichts dieses gescheiten Gedankenaustauschs müßte man sich als Laie klein und dumm vorkommen, sollte man sich erdreisten, zu sagen: Das, was ich als brisante Kernfragen fragen und anstoßen wollte, hat doch überhaupt keinen Platz bei euch. Weil ich mir aber weder klein noch dumm, aber auch nicht groß und gescheit vorkomme, deswegen frage ich einfach weiter Hat Ihr so gar keine Angst, daß das Ausblenden von Kernfragen und das Aufbewahren von einst gar nicht abgeschlossenen Prozessen im Tresor Eurer Dogmensammlungen Eure Seelen und Euren Geist nachhaltig beschädigt? Beruhigt es Euch, vollgestopft mit religiösen Menschenplänen "aber wirklich keine Zeit bleibt", wenigstens kurzzeitig aufzuwachen.

 

23. September 2008

Es gibt nicht wenige" Argumente", die dafür sprechen, daß alles so bleibt, wie es ist. Daß "wenigstens im Raum der Kirche" die stetige Ruhe erlebt wird. Die Laien haben ja ihre Vorbilder, wie gütig und fromm man sein kann, ohne in Frage zu stellen, was vorausgehende Generationen leichtsinnig als Wahrheit von Gott erklärten, (behaupteten). Es geht mir keineswegs um die Kultivierung von Zweifeln. Genau das Gegenteil ist der Fall. Gott teilte sich durch Christus seinen Sohn mit , sowie durch das Gesetz und die Propheten. Nach Christus gab und gibt es prophetische Menschen, die helfen, das bereits Mitgeteilte recht zu verstehen. Aber keiner dieser Menschen ist unfehlbar. Alle müssen ihr Wort an den bezeugten Aussagen Jesu prüfen und prüfen lassen, Nur er ist der Lehrer. Es gibt einige Paulusaussagen, die belegen, Paulus wußte nichts von diesem Anspruch Jesu und er hielt einige seiner eigenen Menschengedanken als Offenbarung von Gott. Leider hielten manche Theologen Paulus für den Lehrer, dem der "einfachere" Lehrer Jesus das Wasser nicht reichen konnte. Außenstehende Beobachter sagten und sagen daher: "Paulus ist der Gründer der Kirche."

Von Gott kann man nicht sagen, daß er nach dem Prinzip handelt: "Wie du mir, so ich dir." Man kann aber auch nicht sagen, Gott verzichte auf die Gegenliebe von Menschen. Immer wieder höre ich aus Predigten über Jakob und Essau die Entrüstung über Jakobs Lüge heraus. Aber so gar kein Erschrecken über Essaus Tauschgeschäft: Für ein Linsengericht wirft er das kostbare Recht der Verheißung von Gott weg. Jakobs Angebot an den Bruder muß als List angesehen werden und doch zeigt sich noch so Jakobs Intresse an Gott.

 

24. September 2008

Es ist bekannt, daß die Kirchen Hilfe in fast allen Lebenslagen anbieten. In den Veranstaltungen müht man sich auch um ein positives Bild. Die Zeit der erhobenen Zeigefinger ist vorbei. Die Erwartungen der Gottesdienstbesucher sind oft auf Erbauliches gerichtet.

Früher mochte ich auch nicht die berüchtigten Kapuzinerpredigten. Und doch habe ich in guter Erinnerung, wie im Augsburger Dom der betagte Jesuitenpater Waldmann wohl aus damaligen Ereignissen heraus plötzlich mit seiner ganzen Stimmesgewalt einen kurzen Satz in die Menge rief. Es befriedigte mich, daß einer es laut und deutlich sagt. Ich meine, es war der Satz: "Gott kann man nicht betrügen!"

Daniel erfuhr in einer Vision über die Endzeit, daß Gott sogar die Gebete der Seinen weggenommen werden. Vielleicht kann man verstehen, warum ich nicht die Angebote von Meistern der Meditation besuchte. Mein Meister soll niemand anderer als Christus sein. Ich will auch nicht durch Meditationstechniken in eine Art Trance geraten, bei der bewußt der Verstand ausgeschaltet werden soll, Jesu Forderung: nach Wachsamkeit und Nüchternheit heißt für mich: Der Verstand ist eine Art Aufpasser, damit sich nicht Brandstifter unter dem Deckmantel der großen spirituellen Tiefe einschleichen und Gott nicht nur die Gebete wegnehmen, sondern auch seinen Platz in mir besetzen.

 

 

25. September 2008

Sowohl in religiösen Führungskreisen als auch in Laienzirkeln erlebte ich das überlegene Abwinken und verschiedene Worte für den Satz: Was ist schon Wahrheit oder für den Satz: Kein Mensch weiß wirklich, was wahr ist.

Ich habe den Anspruch der Wahrheit immer näher zu kommen. Es wäre für mich ein schlimmer Frevel, wenn ich das, was ich begründet als wahr erkannt habe, aus irgend welchen Gründen verrate oder leugne, Von einem bestimmten Alter (Reife) an, gab ich mir redliche Mühe bei der Suche nach Wahrheit, ich hatte ja die Kriterien erfaßt (beschrieben oben, 23.9.08). Jetzt erschrecke ich oft, wenn ich sehe, wie wenig die Wahrheit wert ist, wie schnell sie irgend welchen Kalkülen (goldenen Kälbern) geopfert wird. Das Linsengericht des Essau hat viele Gesichter. Jörg Zink sagte es ja in einem Tonbild über den Wüstenweg der Israeliten: Sie feierten dabei doch das Fest des Herrn. Auf meinen höflichen Protest hin, gab er mir zur Antwort: "Es ist nicht so einfach!", (wie du kleine Hausfrau es siehst). Mich beeindruckte nicht nur der Jesuit Waldmann mit dem Satz: "Gott kann man nicht betrügen, sondern auch eine Berufsschülerin, die reichlich unvermittelt, aber im rechten Moment, den gleichen Satz sagte.

Immer wieder wurde mir gesagt: Man kann nur etwas ändern, wenn man "drinnen" ist. Lange Zeit habe ich das Meine als dazugehörend versucht. Gar nichts war mein Einsatz wert. Für mich gab es aber warnend auch ein Schriftwort: Fliehe Babylon, sonst kommst du mit ihnen um. Eines ist sicher: Wenn ich nicht eigenmächtig rede (schreibe), und wenn ich eine fällige Wahrheit sage, kann mir kein Mensch mit Sprüchen (wie."du bist ja nicht drinnen") den Mund verbieten. Wahr ist, im Todschweigen von Dingen, die bekannt werden sollen, sind die von "drinnen" wahre Meister. Totenstille (Totenstarre) beherrscht die Szene existentieller Fragen. Viele blinden Flecken, das ist ihre gepriesene Gemeinschaft, wer das in Ordnung findet gehört dazu. Tatsächlich hatte ich längere Zeit es für möglich gehalten, daß religiös Führende im Alter nicht mehr die Arbeitslosigkeit (Amtsentzug) fürchten mit der man noch jüngere "Unruhestifter" (noch redlich Suchende) bedroht. Offensichtlich wurde im Lauf ihrer langen Dienstzeit die selbverständliche Forderung "Man muß Gott mehr gehorchen als Menschen" auf den Kopf gestelt und mit Hilfe des Fahneneides (unbedingter Gehorsam) eingefleischt hat.

 

26. September 2008

Eine Frage geht mir nicht aus dem Kopf: Ist man als Priester der kath. Kirche so sehr mit der Kirche verheiratet, daß man sich gar nicht mehr vorstellen kann, daß Gott selbst (ernsthaft)die erste Stelle beansprucht. Und daß man zuletzt nur vor Gott Rechenschaft geben muß.

Immer wieder einmal beteuert man, daß man genau danach lebt. Wenn ich das höre, fällt mir eine prophetische Stelle ein. Gott läßt sinngemäß sagen: "Eure verdorbenen Maße." Dazu eine Begebenheit der vergangenen Woche: Der WDR Lebensberater Domian redet mit einem offensichtlich sehr reichen Jüngling: Eines seiner vier oder fünf Autos kostet 250000 Euro. Domian will den Mann daran erinnern, daß Reichtum verpflichtet. Er will etwas über die ganz anderen Maße in seiner Situation sagen und er greift die Wohltätigkeits Sitte auf, einem Kind in Afrika Essen und Schule zu finanzieren: "So etwas könnte man bei euch aus der Portokasse bezahlen." Diesen Satz begriff er nicht, zufrieden mit sich und seiner Elternwelt sagte er: Wir haben diesen Kindern immer zuverlässig geholfen, sowohl er als auch seine Eltern als auch er selbst hatten regelmäßig eine solche Patenschaft ("regelmäßig").

Nun mein Vergleich: Priester verzichten auf die Ehe, um Jesus ungeteilt nachfolgen zu können. Was kommt dabei heraus? Eine hündische Obrigkeitshörigkeit. Will man sich dabei beruhigen, weil diese Obrigkeit von sich sagen läßt, sie sei der Stellvertreter Gottes?. Für Christus selbst ist ein schäbiges Restchen übrig. Das Restchen ist so klein, daß es nur zur Illusion reicht, die gewordene Situation sei Gottes Wille und man verbreite die reine Lehre Jesu.

Warum schreit keiner aus ihren Reihen laut auf, wenn er die Gnade erhielt, doch einmal auf zu wachen aus der Trance

Es könnte eine ganz neue Disziplin gelebt werden, wenn die Hirten begründet darauf vertrauen könnte, daß die Führenden, bzw. der Führer mit ganzem Herzen und mit allen Kräften alles verkünden, was der Meister zu lehren auftrug. Und wenn diese erneuerte Obrigkeit nichts als Jesu Lehre ausgibt, was religiöse Menschenhirne sich wünschten und erfanden.

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