Leben mit Gott - Briefe zum christlichen Glauben

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17. November 2008

In einer ev. Predigt am Volkstrauertag betonte der Prediger, niemand könne ihm sagen, was er zu glauben hat, was er zu tun habe ...

Ich war seltsam berührt: Paulus ermahnt zur gegenseitigen aufbauenden Hilfe.

1994 fuhren mein Mann und ich wegen eiines Traumes unserer Tochter zu meinem Elternhaus. Mein Vater öffnete die Türe. Er sprach mit uns, so wie er immer schon mit guten Bekannten redete. Er berichtete, daß ich mit der Familie schon länger nicht mehr zu Besuch da waren. Wahr ist, daß er uns vor einigen Jahren zu einem größeren Familienessen in einer Gaststätte eingeladen hatte, Es lag mir sehr an einer Versöhnung. Zum ersten und einzigen Mal bestellte ich deswegen im Pfarrbüro eine Messe im persönlichen Anliegen. Das Abendessen verlief recht normal freundlich. Zuhause änderte mein Vater sein Verhalten. Er beachtete mich nich. Es hatte keine Versöhnung stattgefunden.

So kam es zur längeren Funkstille. Es hatte mich nicht gewundert, daß er uns nicht gleich erkannte. Die anfanghafte Freunlichkeit meines Vaters veränderte sich sofort, als er erfuhr, wer wir sind. Er behauptete, wir seien Betrüger. Die anderen im Haus machten sich kaum Mühe um meinen Vater. Eher beiläufig sagten sie: "Sie sind es."

Unsere Tochter hatte ihren Traum auf Papier gebracht. Ein Satz veranlaßte mich, den Brief sofort ins Elternhaus zu bringen: "In der Rhön geschieht eine schlimme Entscheidung." Diesen Brief übergab ich meiner Schwägerin und meinem Bruder. Als ich bei einem Umzug einige Jahre nach dem Oktober1994 mitten in Sprachlernkassetten unserer Tochter den Durchschlag des Briefs fand, dachte ich: Jetzt ist ja kein Zweifel mehr, daß die Entscheidung, mich so aus dem Haus weg zu schicken eine schlimme Entscheidung war. Welch eine Täuschung! Man war sich einig, daß die Entscheidung "jedem seine eigen Entscheidung zu lassen." die richtige war. Eigentlich war das Beharren meines Vater, wir seien Betrug durchschaubar. Er hatte mich enterbt. Das wäre juristisch angreifbar geworden durch eine Umkehr von der undankbaren Tochter. In meinen Augen wäre redliches Zureden durch Hausgenossen eine richtige Entscheidung gewesen. So aber wurde mein Vater bestärkt, so wie der Prediger zu prahlen: Niemand hat mir zu sagen, was ich tun soll. Und die Hausgenossen sind so stolz darauf, sich nicht eingemischt zu haben. Das dumpfe Beharren meines Vaters auf den Trick, mein Mann und ich seien Betrug sogar noch ein Jahr danach als seine Gewissensentscheidung zu verteidigen (die nicht durch Hausgenossen angetastet werden darf) erinnert mich doch sehr an den rundum unangreifbaren ev. Prediger, der so tut als seien in ihm alle Verheißungen erfüllt. Als habe er Gott längst in seiner Tasche.

 

 

19. November 2008

Für mich war es ein großes Geschenk als ich im Evangelium las, daß Jesus im Kreis seiner Jünger das Angebot der gültigen Sünigrdenvergebung machte. Zuvor dachte ich bei der Beichte weniger an Gott und meine Schuld, als an den Pfarrer, wie ich es sage, was ich sage, damit es eine gültige beichte ist.


"Vom verdorbenen und vom guten Sauerteig" von Sieglinde Jehle
Nähere Informationen zum Buch und Leseproben finden Sie unter: www.sieglinde-jehle.de