7.
August 2013
Anlaß
für meine Schreibarbeit war ein Fernseherlebnis am 28.2.2003: Ein Kabarettist
griff in seine religiöse Requisitenschachtel, denn er weiß, daß man zum Beispiel in Bayern so die fettesten
Lacher erreichen kann.
Es gibt auch heute noch (ich bin jetzt 72 Jahre alt) religiösen Spott, den ich
zum eigenen Schutz abschalte. Aber diesmal fühlte ich mich verpflichtet Zeuge
zu sein. Ich merkte, ich bin distanziert (cool) genug, die Szene zu beobachten.
Der Kabarettist begann damit, daß er eigentlich eine gar nicht harmlose,
unterschwellige Unentschiedenheit, ein religiöses Kalkül ansprach und
verspottete: „Ich glaub an alles, , dann kann mir
keiner nach meinem Tod etwas wollen.“ Er fragte nach Bildungsbürger Art, ob
denn jemand wisse und wissen wolle, was das Eigentliche der Zeugen Jehovas
ausmache. Er spottete über die Vorurteile, bevor er zu seiner zynischen Pointe
kam.
Ich muß an dieser Stelle einfügen, daß ich nichts mit den Zeugen Jehovas zu tun
habe. Und es geht mir auch nicht darum, ob man den Namen Jehova nicht besser
durch den Name Jahwe ersetzen sollte.
Ich werde von den „spaßigen“ religiösen Zoten des Kabarettisten nur eine
nennen. Die kam, als zuerst die Erwartung geweckt worden war, man wisse
ernsthaft etwas vom Eigentlichen dieser Glaubensgemeinschaft. Es wurde dann
überlegen und abschließend gefragt: „Aber braucht der Jehova überhaupt Zeugen?“
Da hake ich nun ein: Der Mann ist Zeitzeuge und ein Beleg für verdorbene
Religiosität. Und ich bin nicht zum 1.Mal Zeuge dafür, daß ein großer Festsaal
mit deutschen Menschen gefüllt, sich ganz
besonders über eine solche Pointe freut.
Viele der Beifallklatscher wissen gerade noch: Wir brauchen Gott (Jahwe) wohl
doch zum Beispiel für die Moral. Ich schrieb einmal mit, was eine Frau wörtlich
in einer Talkrunde sagte: Wichtig ist, den Kindern etwas mitzugeben, auf das
sie zurückgreifen können, wenn sie vielleicht einmal den Glauben brauchen
können.
Wer wirklich wachsam die Schrift liest, wird merken, welch feinen Humor Gott
hat. Es gibt aber auch Stellen, die etwas vom bitteren Humor Gottes aussagen.
Der könnte zum Beispiel lauten: Du sagst es, ich muß mitnichten helfen.
Ich habe bezeugt, daß Gott lebt und daß seine Zusage, daß er hilft
, wahr ist. Ich nehme die Mahnung Jesu ernst, wachsam und nüchtern zu
sein. Da heißt aber nicht, daß ich dort, wo Gott auf seine Art Signale gibt,
distanziert vorübergehe. Ich will mit meinen Kräften, also auch mit allen
Sinnen, zuhören (zusehen) und erfassen, was jetzt Sache ist. Es ist aber nicht
mein Ziel, Vorauswissen zu haben. Ich bin jedoch dankbar, wenn Gott durch seine
Signale hilft, daß man nicht unvorbereitet von den Ereignissen überrumpelt
wird.
Gott hatte im Lauf der Heilsgeschichte immer wieder Menschen einfach so ernst
genommen, daß er sie berief, Zeugen seines Wirkens, aber auch seiner Vorhaben
zu sein. Immer wieder wurde das geschändet, auch dadurch, daß Menschen Gottes
Namen und sein Wort mißbrauchten. So wurde das in den Menschen gesetzte
Vertrauen benutzt, um sich oder auch andere zu erhöhen. Diesen Mißbrauch habe
ich gesehen und deutlich bezeugt. Das brachte mir verschiedenste Verleumdungen
ein.
Der Kabarettist, der im Bayerischen Fernsehen höhnte: „Wozu braucht Gott
Zeugen?“ war das Sprachrohr Vieler. Wie sie zusammenhalten, daß man weiterhin etwas
Religiöses hat, wonach man greift, wenn man es gerade gut brauchen
(benutzen) kann.
8.
August 2013
Der
Feind Gottes ist der Störer hilfreicher Einfachheit und Direktheit. Und er ist
der Störer redlicher Mühe um wahre Einsicht in die Vielfalt der Mitteilungen
Gottes in der Schrift und im Leben. Der Feind Gottes lenkt hin auf
Ersatzeinfachheit, nämlich auf dümmliche religiöse Plattheiten, faule Ausreden
und bequeme Lügen. Lächerliche Nebensächlickkeiten werden zur Hauptsache
gebündelt. So wird „Gründlichkeit“ vorgegaukelt. Menschen sehen sich als
besonders religiös und gewissenhaft an, während sie Mücken sieben und das Kamel
verschlucken.
Warum
ich jetzt zuerst betonen muß: „Es ist nicht so einfach“, das ist die Erfüllung
von Jesu Voraussage: „Ihr werdet um meines Namens willen (wegen eurer Treue zu
mir) bei allen verhaßt sein.“ Das heißt:
Es zählt nicht dazu, was blinder religiöser Eifer an Hassenswertem anrichtet.
Das heißt, wenn ich zum Beispiel hilflosen Menschen sagen würde: Wenn ihr euch
von Sünde frei halten wollt, müßt ihr eure Familienplanung nach der Naturlehre
des Papstes richten. Oder wenn ich HIV-Gefährdeten sagen würde: Ihr dürft keine Kondome
verwenden, dann wäre der verständliche Haß auf mich gerade nicht um des Namen
Jesu willen geschehen, sondern, weil ich einem Pseudo-Christus die Ehre gebe,
die Gott gehört.
Als in
der vergangenen Woche eine Zeitungsüberschrift der Tageszeitung lautete: „Gott
hilft selten im Labyrinth des Gesetzes“, da konnte man entnehmen: Das ist eine
weitere „Predigt aus dem Alltag“ Diesmal predigt ein Bundesverfassungsrichter.
Der Mann ließ zu Beginn der Predigt verlauten, er sei eben zunächst dem Staat
verpflichtet. Ich sehe die Sache so: Hätte er keinen Amtseid, dann wäre die
Sache: „Gib dem Kaiser, was dem Kaiser gehört“ einfacher. Er hätte dann einfach
einen bindenden Arbeitsvertrag mit dem Kaiser. Und so wie bei vielen Berufen,
müssen Sachzwänge anerkannt werden. Jesus hat mit seinem Wort: „Gebt dem
Kaiser, was dem Kaiser gehört“ keineswegs gesagt, man sei zuerst dem Kaiser
verpflichtet, aber, er hat offensichtlich Sachzwänge anerkannt. Und Jesus wußte
auch um Sachzwänge, die im Broterwerb und in der Werktagsarbeit liegen.
Nun
kenne ich auch Gewissenskonflikte, die bei solchen Werktagsarbeiten und bei
Arbeiten im Beruf entstehen können. Ich muß dabei selbständiges Arbeiten und
Urteilen lernen. Und doch konnte ich sehr oft erleben, daß Gott sehr oft half,
einen schmalen Weg, ja auch einen schmalen Ausweg zu finden. Da konnten kleine
Nuancen viel bewirken. Ich habe zum Beispiel bei der Notengebung für
Schulaufgaben zuerst sachlich „gezählt“ und gerechnet. Bevor ich aber eine Note
festsetzte und hinschrieb, legte ich erst noch einmal kurz alles aus der Hand
und horchte auf das, was recht ist vor Gott. Dabei bedachte ich, daß Gott ja
weiß, welchen Zwängen ich ausgeliefert bin. Es ist
wahr, was ich sage: Zu der Zeit als ich das noch nicht machte, kamen Schüler
wiederholt mit ihrer Arbeit zu mir und fragten zum Beispiel, weshalb ein
anderer Schüler auf diese oder jene Frage einen Punkt mehr bekommen habe,
obwohl kaum Unterschiede bestünden.
Nachdem
ich mir aber bewußt von Gott helfen ließ, gab es das nicht mehr. Ich genoß
auffallend viel Vertrauen, daß ich nicht parteilich benotete. Es wurde durch
Horchen auf Gottes Wille wirklich vieles einfacher (aber nicht billig
vereinfacht). Das galt auch für meine Arbeit als Hausfrau.
Am
Ende des vorletzten Schuljahres gab es eine Überraschung: Schülerinnen, die
gegen Ende des Schuljahres Schularbeiten versäumten, konnten nicht die Note
Eins bekommen. Das behandelte ich als Regel. Auf der letzten Busfahrt morgens
zur Schule, fragte ich eine Schülerin, warum sie in letzter Zeit Schularbeiten
versäumte. Sie gab mir eine glaubwürdige Antwort, daß sie gar nicht kommen konnte. Ich ging sofort ins Lehrerzimmer und änderte ihre Religionsnote in Note
Eins. Dadurch konnte sie eine andere
Note ausgleichen. Sie hätte sonst das Jahr wiederholen müssen.
9.August
2013
Es gab
einmal in einer kleinen kath. Fernseh-Talkrunde folgende Entgleisung. Es ging
um das Thema Frau in der Kirche. Eine Weltbild-Journalistin sagte: Ich weiß gar
nicht, was Frauen gegen das Kinderkriegen haben, wir können doch so
schöpferisch sein wie Gott. . Niemand sagte etwas dagegen, bzw. niemand
erschrak. Weil der Abt Odilo Lechner entweder selber dabei war oder leitend
organisierte, schrieb ich an ihn meinen Protest. Ich bekam dann eine
unverschämt glättende Antwort. Daraufhin tat ich etwas, was ich vorher nie
getan hatte und danach auch nicht mehr: Ich rief die hochgestellte Person an.
Unser Sohn (damals ein Grundschulknirps) hörte meinen Teil des Gesprächs mit.
Auch meine Anläufe, daß die Entscheidung „Kinderkriegen“ nicht einfach alleine
Menschensache sei. Ich hörte durch das Telefon wie der Abt offensichtlich
Schreibtischarbeit nebenbei erledigte. Ich gab also auf. Da kam dann noch ein
Abschlußknüller. Der Abt erteilte mir seinen Abtsegen. Mich packte dann doch
der Zorn. Höflich sagte ich: „Ich danke Ihnen, es war alles sehr glatt.“ So
beendete ich das Gespräch. Unser Sohn hatte gelernt, daß man höflich zu sein
hat. Er erinnerte uns Eltern schon mal, wenn wir seiner Ansicht nach selbst
gegen unsere Anweisungen handelten. Diesmal war er offensichtlich so vom
eigentlichen Thema gepackt. In einem aufgeregten Ton sagte er sofort nach
meinem Auflegen: „Mama, ausnahmsweise verzeih ich dir dieses Wort.“
Wenige
Wochen danach wurde die religiöse Fernsehsendung durch den Abt und seinen
Zögling, den Bruder der Schauspielerin Christine Kaufmann, bestritten. Dieser
Kaufmann lobte seinen Lehrer, auch wie tatkräftig der zu seiner Sache kommt.
Wörtlich sagte er „Wie ein richtiger Manager.“ Münchner konnten diese Sendung
wohl kaum verfolgen. Am anderen Tag konnten wir in der Zeitung lesen, zu
welchem Zeitpunkt der Münchner Jahrhundert Hagelsturm losbrach: Es war auf die
Minute genau zu der Zeit als die Odilo Lechner-Sendung begann.